Lettland 23. Apr 2025

Ein Massenmörder kommt davon

Herberts Cukurs

Lettische Staatsanwaltschaft schockiert die jüdische Welt.

Eine enttäuschende Entscheidung: Die lettische Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen gegen den Kriegsverbrecher Herberts Cukurs, der als «Schlächter von Riga» bekannt wurde, ein. Er soll während der Shoah an der Ermordung von über 10'000 Juden beteiligt gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft erklärte, es gäbe keine Beweise für die Beteiligung Cukurs an dem Massenmord und die geprüften Zeugenaussagen, auch die von Holocaust-Überlebenden, würden ihn nicht ausreichend belasten. Die Holocaust-Gedenkstätte zeigte sich geschockt und verurteilte die Begründung des Gerichts. Sie sei «rätselhaft», hiess es. Man sei bereit, Dokumente zu übermitteln, die belegen würden, dass Cukurs an Kriegsverbrechen beteiligt gewesen war. Indem die Staatsanwaltschaft in Lettland seine Ermittlung einstellt, könnten lettische Nationalisten nur ihr Ziel weiterverfolgen: Die Leiche Cukurs nach Hause zu holen und ihm in Lettland ein ehrenvolles Begräbnis zu ermöglichnen. Cukurs wurde 1965 vom Mossad ermordet und ist seitdem in Uruguay begraben. Der Mossad erklärte 2007, dass dies die einzige Operation des israelischen Auslandsgeheimdienstes gewesen sei, «die mit der Tötung eines Kriegsverbrechers endete». Boris Maftsir, ein gebürtiger Lette, arbeitete früher als Generaldirektor des Aliya-Ministeriums in Israel und war auch der Vertreter der Jewish Agency im Baltikum. Er ist entsetzt über die Entscheidung der Richter: «Ich gebe zu, die Nachricht, dass die Ermittlungen gegen ihn eingestellt wurden, hat mich überrascht. Es war eine böse Überraschung». Auf Anfragen der israelischen Tageszeitung Haaretz reagierte das lettische Aussenministerium bislang nicht. Wie also die lettische Regierung zu dem Beschluss der Richter steht, wird man abwarten müssen.

Redaktion