Erhebung der ADL zählt Vorfälle bei Campus-Protesten gegen Israel als Judenhass.
Gestern Dienstag hat die Anti-Defamation League (ADL) ihre Studie zu antisemitischen Vorfällen in den USA im Jahr 2024 vorgelegt. Demnach stieg deren Zahl gegenüber 2023 landesweit um fünf Prozent auf 9354 und damit einen neuen Höchststand. 2014 lag die Zahl antisemitischer Vorfälle noch unter 1000. Laut der ADL stehen 5452 und damit die Mehrzahl der Vorfälle 2024 im Zusammenhang mit Israel oder Zionismus. Dabei sei die Hälfte davon bei anti-israelischen Kundgebungen an Universitäten geschehen.
ADL-Geschäftsführer Jonathan Greenblatt erkennt «ein erschreckendes Ausmass an Antisemitismus», was «für die jüdischen Gemeinden Amerikas zu einer hartnäckigen und düsteren Realität geworden» sei. Jüdische Amerikaner würden weiterhin täglich und überall aufgrund ihrer Identität schikaniert und angegriffen. Laut der JTA ist die Einordnung von gegen Israel und speziell die Kriegsführung der IDF in Gaza gerichteten Äusserungen oder Handlungen als Antisemitismus umstritten. Die Studie rechnet dazu die Verherrlichung der Hamas oder die Feier des Jahrestages des 7. Oktober, aber auch Slogans wie «Tod für Israel» oder «Vom Fluss bis zum Meer wird Palästina frei sein», sowie Symbole wie Hamas-Armbinden, Hisbollah-Flaggen und Schilder, die Hakenkreuze mit Davidsternen gleichsetzten.
Der Bericht dokumentierte einen Anstieg von Körperverletzungen und Vandalismus seit 2023 um rund 20 Prozent. Die ADL verzeichnete 196 Körperverletzungen im Jahr 2024 gegenüber 161 im Jahr 2023 sowie 2606 Fälle von Vandalismus gegenüber jüdische Einrichtungen im Jahr 2024 gegenüber 2177 im Jahr 2023. Antisemitische Belästigungen nahmen leicht zu. Gleichzeitig gingen Neo-Nazi-Aktivitäten gegenüber 2023 um 17 Prozent zurück (Link).
In Hinsicht auf Universitäten hat die Trump-Regierung hat anhin keine konkreten Vorwürfe gegen inzwischen rund 1000 Studierende und Lehrende aus dem Ausland vorgelegt hat, denen das US-Aussenministerium die Aufenthaltsgenehmigungen wegen angeblicher Terror-Sympathien und Antisemitischer Äusserungen oder Aktionen entzogen hat. Auf CNN sprach ADL-Geschäftsführer Greenblatt dabei am Dienstag von «Hamasniks auf Campusen», wie Mahmoud Khalil. Der sei ein «Rädelsführer» bei den Protesten vor einem Jahr gewesen. Greenblatt sieht in dieser «Haltung» eine Berechtigung für die Aktionen der Regierung. Ein «Advokat für die Rechte der Hamasniks» sei die ADL nicht (Link).
Greenblatt hat zudem Verständnis für die Haltung der Trump-Regierung in der Auseinandersetzung über Antisemitismus an Universitäten und die Androhung weitgehender Sanktionen dagegen: «Die Bundesregierung pumpt Milliarden von Dollar in die Hochschulbildung und hat das Recht, von ihnen ein gewisses Mass an Rechenschaftspflicht zu erwarten» (Link).