USA 27. Apr 2025

Hannah Arendt und John Wayne 

Die politische Philosophin Hannah Arendt. 

«Garten der amerikanischen Helden» nimmt Gestalt an.

Seit seiner ersten Amtszeit betreibt Trump eine grosse Vision: Zum 250. Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung am 4. Juli 2026 soll ein «Nationaler Garten der amerikanischen Helden» mit 250 Statuen entstehen. Die Regierung hat jüngst einen Aufruf an Künstler gestartet, um Statuen zu gestalten. Dies in «realistischer und lebensnaher» Manier, keinesfalls «modern oder abstrakt». Honorar soll je bis zu 200.000 Dollar sein. Momentan ist jedoch unklar, woher die Gelder kommen. Denn ursprünglich sollte das National Endowment for the Humanities Mittel bereitstellen, aber die staatliche Kunstförderung ist stark von Kürzungen Elon Musks und seiner DOGE-Truppe betroffen.

Der «Forward» beleuchtet weitere Komplikationen. Denn ursprünglich wollte Trump 2020 nach den «Black Lives Matter»-Protesten mit dem Garten ein Fanal gegen «Diversity» und «Woke» setzen, also weitgehend männliche und weisse «Nationalhelden» in Stein meisseln oder Bronze giessen lassen. Doch die bis heute geltende Order von Anfang 2021präsentiert eine sehr viel «diversere» Liste, die neben John Wayne, George Washington oder dem General George Patton auch Hannah Arendt, Albert Einstein oder Ruth Bader Ginsburg enthält, also linksliberale oder humanistische Ikonen. 

Viele der Statuen sollen Immigranten repräsentieren – neben Arendt und Einstein etwa Nikola Tesla, aber auch den aus Kanada zugewanderten Show-Moderator Alex Trebek. Dazu kommen Figuren wie Tecumseh, also indigene Heroen, die erbitterten Widerstand gegen die Kolonialmacht USA geleistet haben (Link). 

Die Liste macht daher einen bunt gemischten, aber keineswegs kohärenten Eindruck. Denn so beliebt auch Elvis, die Schauspielerin Lauren Bacall oder der Walmart-Gründer Sam Walton gewesen sein mögen. Werden sie nach Wunsch Trumps das Publikum tatsächlich mit «anhaltendem Patriotismus» erfüllen? Jedenfalls stellt die Liste einen impliziten Widerspruch gegen Vorwürfe dar, wonach Trump eine autoritäre Herrschaft anstrebe. Wäre sonst Platz für Arendt in dem Helden-Garten? Schliesslich hat die Philosophin in «Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft» geschrieben: «Intellektuelle, spirituelle und künstlerische Initiative ist für den Totalitarismus ebenso gefährlich wie die Gangsterinitiative des Mobs, und beide sind gefährlicher als blosse politische Opposition.» Das Ziel totalitärer Erziehung war laut Arendt nie «Überzeugungen zu vermitteln, sondern die Fähigkeit zu zerstören, solche zu bilden» (Link). Allerdings ist momentan nicht nur unklar, woher das Budget für die Statuen kommt und ob diese schon in einem Jahr fertig gestellt sein werden. Womöglich schaut der Präsident auch noch einmal auf die Liste und ersetzt Arendt&Co beispielsweise durch Hulk Hogan und andere Wrestling-Heroen.


 

Andreas Mink