USA 20. Apr 2025

Jüdische Stimmen gegen Druck auf Universitäten

Sayles Hall auf dem Campus der Brown University in Providence, Rhode Island.         

Eine Übersicht zum jüdischen Protest. 

Seit Monaten stehen grosse akademische Institutionen in den USA unter dem Druck der Trump-Regierung, die aufgrund antisemitischer Ausschreitungen oder Äusserungen Milliarden Dollar an Forschungs-Mitteln streichen will und die Kontrolle über Unis wie Harvard anstrebt. Fokus der Regierung sind bekanntlich die Campus-Demos gegen die Kriegsführung der IDF in Gaza vor einem Jahr.

Dagegen wird nun zunehmen Protest laut, wie eine Übersicht der JTA zeigt. Demnach bilden jüdische Studierende, Lehrende und Alumni vielerorts Gruppen oder formulieren gemeinsame Erklärungen. So schrieben Dutzende Rabbiner und Kantoren, die an der Brown University in Providence ihren Abschluss gemacht haben, an Präsidentin Christina Paxson: «Überlassen Sie die Kontrolle nicht jenen Kräften, die Antisemitismus als Waffe einsetzen.» Die Trump-Regierung will Brown 500 Millionen Dollar an Mitteln streichen. 

Ähnliche Stimmen werden an Harvard, dem Emerson College, der Georgetown University und anderen Universitäten laut. An Harvard kritisieren 100 jüdische Studierende in einem Brief die angedrohte Streichung von neun Milliarden Dollar: «Diese Massnahmen werden unter dem Vorwand ergriffen, uns – die jüdischen Studierenden an Harvard – vor Antisemitismus zu schützen. Aber dieses harte Durchgreifen wird uns nicht schützen. Im Gegenteil, wir wissen, dass die Mittelkürzungen der Campus-Gemeinschaft schaden werden, der wir angehören und die uns sehr am Herzen liegt.» 

Auch der Harvard-Hillel teilte am Freitag mit, die Massnahmen der Trump-Regierung würden Juden auf dem Campus schaden. Denn die Sanktionen würden nicht allein «unpolitische, lebensrettende Forschung», sondern die Steuerbefreiung der Universität und alle Visen für Studierende aus dem Ausland treffen, einschliesslich der Einreisegenehmigungen israelischer Studenten, die stolze Veteranen der israelischen Streitkräfte und energische Befürworter Israels auf dem Campus sind.»

An der Berkeley-Uni in Kalifornien erklärten Studierende jüdischer Herkunft, das Weisse Haus instrumentalisiere Antisemitismus: «Dies ist ein durchsichtiger Versuch der Trump-Administration, unter dem beleidigenden Vorwand, jüdische Studenten zu schützen, Macht zu konzentrieren und die Unabhängigkeit der Universität zu untergraben.» An der Georgetown University in Washington  unterzeichneten über 170 jüdische Studenten, Fakultätsmitglieder, Mitarbeiter und Alumni einen Brief, in dem sie die Inhaftierung des Georgetown-Forschers Badar Khan Suri im vergangenen Monat verurteilten.

Kritik kommt auch aus Israel. Am Donnerstag verurteilten über 170 israelische Akademiker die Inhaftierungen der Trump-Regierung in einem offenen Brief: «Solche drakonischen Massnahmen werden uns nicht schützen.» In diese Richtung geht auch eine Erklärung von zehn, grossen amerikanischen Verbänden unter dem Dach des Jewish Council for Public Affairs, die teilweise die Reform-, Konservativen und Rekonstruktionistischen Strömungen repräsentieren (Religious Action Center of Reform Judaism, National Council of Jewish Women, American Conference of Cantors, Central Conference of American Rabbis, HIAS, Rabbinical Assembly, Reconstructing Judaism, Reconstructionist Rabbinical Association, Union for Reform Judaism, Link) und die «falsche Wahl» zwischen jüdischer Sicherheit auf dem Campus und Demokratie zurückweisen. 

Inzwischen kritisiert auch die ADL die Hochschulpolitik der Trump-Regierung. Harvard und andere Unis stünden zwar vor «echten Herausforderungen in Bezug auf Antisemitismus». Aber derart weitreichend und umfassende Sanktionen seien kontraproduktiv, so ADL-CEO Jonathan Greenblatt: «Im Kampf gegen Antisemitismus muss es um Antisemitismus gehen – nicht mehr und nicht weniger» (Link).

 

Andreas Mink