Ukraine-Krieg 24. Apr 2025

Moskau eskaliert Einsatz und Bau von Shahed-Drohnen

Eine Shahed-Drohnen vom Typ 136.

Neue Fabrikations-Anlagen, enge Kooperation mit Iran.

Laut ukrainischen und lokalen Quellen haben Kampfdrohnen aus der Ukraine am Mittwoch Produktionsstätten für unbemannte Flugkörper rund 1000 Kilometer hinter der Front in Yelabuga, Tatarstan, getroffen (Link). Hintergrund ist eine deutliche Ausweitung bei der Herstellung und dem Einsatz von Kampfdrohnen durch Russland seit Mitte 2024. Laut einer neuen Studie des renommierten «International Institute for Strategic Studies» (IISS) in Washington steigert der Kreml diese Bemühungen im laufenden Jahr weiter. Die ukrainische Luftwaffe notiert eine monatlich steigende Zahl der Drohnen-Angriffe seit Juni 2024, die 2300 im November 2024 und 2696 im Januar 2025 erreicht hat. Hintergrund ist der Ausbau heimischer Produktionsanlagen für die iranischen Shahed 136. 

Teheran liefert die Waffen seit Herbst 2022 an Russland und hat wenig später ein «umfangreiches Technologietransfer-Programm für die Produktion dieser Systeme in Russland aufgegleist», so die Studie. Dabei entwickeln russische und iranische Experten Varianten wie die Geran-2, die «den Eckpfeiler der russischen Drohnen-Kampagne» bilde. Mit 200 Kilo Gewicht, Länge von 3,5 Metern und Flügelspannweite von 2,5 Metern haben die Systeme einer Reichweite von maximal 2500 Kilometern und tragen 50-Kilo-Sprengköpfe. Neuere Varianten sollen über 90 Kilo an «Nutzlast» transportieren können. Herstellungskosten sollen bei 10'000 bis 50'000 Dollar im Iran und etwa 200'000 Dollar für «Export-Versionen» liegen. Die Höhe der russischen Zahlungen für die Waffen geht aus der Studie nicht hervor.

Russland soll im Jahr 2024 über 6000 Geran-2 hergestellt haben und baut die Anlagen dafür in der «Sonderwirtschafts-Zone» Alabuga (bei Yelabuga) in Tatarstan stetig aus. Dazu gehören auch Schutzanlagen gegen ukrainische Drohnen-Angriffe, die erstmals im Vorjahr geschahen. In Alabuga entsteht derzeit auch der «Deng Xiaoping Logistics Complex», eine russisch-chinesische Kooperation.

Es gibt Hinweise darauf, dass Moskau in der seit der Zarenzeit auf Waffen-Herstellung spezialisierten Stadt Ischewsk in der ost-russischen Teilrepublik Udmurtien eine zweite Produktionslinie für Shahed-136-Exemplare eingerichtet hat. Insgesamt sollen die Systeme zunehmend mit Motoren chinesischer Bauart (oder deren in Russland hergestellten Varianten) ausgerüstet werden. Diese gelten als zuverlässiger als iranische Triebwerke.

Laut der Studie findet die Ukraine zwar neue Wege, die laufend verbesserten Shahed/Geran effektiv zu bekämpfen. Dies führe aber zu erheblichen Belastungen des Militärs und Rüstungsindustrie des Landes (Link).

Die Studie wirft ein Schlaglicht auf rasant fortlaufende Entwicklungen und Kooperationen zwischen China, Iran und Russland, der die auf Schlagzeilen-trächtige Spitzen-Meetings fussende Diplomatie der Trump-Regierung kaum gewachsen sein dürfte. Separater Druck auf China oder Iran  und freundliche Töne gegenüber Russland dürfte deren Zusammenarbeit kaum bremsen. 
 

Andreas Mink